Donnerstag, 1. Dezember 2011
Die Geräusche der Geselligkeit
Treffen im Berghotel - Klassentreffen. Die Abendsonne streicht oben golden über die Felsen. Nach und nach Ankunft und Begrüssung. Erlebtes der vergangenen Jahre wird ausgetauscht. Als der Bergwind mit Kühle drängt, begibt man sich ins Restaurant. Die Tafel füllt sich und bald wird aufgetragen. Angeregte Gespräche und das Klappern von Besteck erfüllen den Raum. Irgendwann dröhnt mir der Kopf ob des vergnüglichen, alkoholgepushten Geplappers.
Hinaus in die Nacht! Der Abendwind hat sich gelegt und eine wohlige Wärme der Erde erfüllt die Bergnacht. In der Ferne blinken einzelne Lichter, die Tannen rauschen leise. Meine Seele fliegt hinaus, durchmisst diesen weiten, nächtlichen Raum, die Reinheit der Bergluft aufsaugend.
Ich erkenne, dass ich die Geselligkeit nur in kleinen Dosen geniessen kann. Die grosse Gruppe überfordert meine Aufmerksamkeit und mit der Zeit wirkt der Smalltalk ermüdend. Konzentriertes Gespräch in kleinem Kreis erlaubt mir das Eintauchen ins Gegenüber und ins Thema.
Ich trinke Alkohol, doch wenig und langsam. Ich mag mich nicht damit der Lautstärke und der Schwingung der Geselligkeit anpassen.
Pausen sind die Lösung. Zuweilen hinaus, den Kopf durchlüften lassen. Die ruhige Stille der Bergnacht schmeichelt und beruhigt meine Ohren.
In einer gewissen Distanz, wenn das Geplapper der Geselligkeit sich mehr wie das Plätschern eines Baches anhört, dann wirkt es nicht mehr drängend. Belebend ist es dann, Lebensmusik, die meine Kreativität fördert.
Dies war schon immer so. Früher, als ich in den Kaffees zeichnete oder schrieb, auf diesen Wogen von Menschenlärm reitend, ebenso wie heute hier.
Wo es längere Zeit in der Nähe erlebt, meinen Kopf zu sprengen droht, so ist es aus der Distanz gerade richtig um anregend zu sein.
Diese Distanz zu den Dingen hat oftmals eine den Blick schärfende Qualität! Die genaue Betrachtung aus der Nähe entbehrt das Erkennen der Zusammenhänge, welche oftmals vielleicht wichtiger sind, als das isolierte Detail.
Aber nun stürze ich mich wieder in die akustischen Fluten der Geselligkeit und versuche, eine Weile mitzuschwimmen.
Bär
Dienstag, 15. November 2011
Der dunkle Fleck
Der dunkle Fleck im Lichte
der Nacht - bezogen mit Samt
aus Herbstblättern - aufscheinend
durch Nebelfäden - Menschen
in ihrer selbstvollen Einsamkeit
trotz versichertem Lebensinhalt
auf garantiert fettabstossender
Gutelaune und alles mit Nachtisch
vor allen Stühlen ohne eigene
Böden mit Lampen
zur sensorischen Kontrolle
der Fusstrittziele beim
Gang zur Toilette wo alles
frisch von der Stange
fliesst und Erlösung naht
weiterhin so und weiter so....
Bär
Montag, 19. September 2011
Die Hamburg-Reise
Nach einer schier endlosen Reise in einem "modernen" Nightliner Liegesitz komme ich gerädert in Hamburg an. Mit der S-Bahn gehts dann zu unserem Quartier, irgendwo in der Nähe einer der vielen S-Bahn-Stationen.
Dieses Irgendwo ist vielleicht das wahrhaft Entscheidende beim Reisen. Zuerst ist da ja die völlige Orientierungslosigkeit. Man weiss nicht, wo man ist, alles ist fremd, man hat keinerlei Anhaltspunkte. Ein Gefühl des Ausgesetztseins – oder ist das bloss einfach mein eigenes Erleben? Egal, jedenfalls beginnt man sofort damit, sich Anhaltspunkte zu merken, Anker zu sichern und sich damit ein Gerüst, eine Navigationshilfe zu bauen.
Es ist wie das Knochengerüst der Stadt – und mit der Zeit beginnt sich da auch Fleisch zu bilden. Die Kneipe in jener Ecke, wo ich eine Tasse Kaffee trank und der alten Frau zusah, dieses ist eine jener Stellen des Stadtskelettes die schon ein wenig Fleisch ansetzte, das die Sache lebendig werden lässt. Oder unten am Hafen, wo ich in jener noblen Gaststätte bemerkte, dass das abgehoben-unfreundliche Personal auf der ganzen Welt dasselbe ist.
Wo ich durch intellektuelle Konstruktion meiner Anker das Stadtskelett bilde, kann dieses aber nur durch erlebte Ereignisse mit Fleisch, mit Leben vervollständigt werden. Sowohl Orte wie auch Ereignisse bleiben uns ja erst durch gefühlsmässige Intensität in Erinnerung.
Lässt sich vielleicht gleich aufs ganze Leben ausweiten. Wir haben Ziele, Sprungpunkte, die die Richtungen unserer Wege vorgeben und die logische Struktur unserer bereits gegangenen Wege bilden. Aber erst die gefühlten Ereignisse in unserem Leben geben diesen Punkten auf der Landkarte unserer Biografie Geschmack.
Das Fühlen ist das, was alles was wir tun und erleben adelt.
Barlok // Hamburg 19. September 2011
Dieses Irgendwo ist vielleicht das wahrhaft Entscheidende beim Reisen. Zuerst ist da ja die völlige Orientierungslosigkeit. Man weiss nicht, wo man ist, alles ist fremd, man hat keinerlei Anhaltspunkte. Ein Gefühl des Ausgesetztseins – oder ist das bloss einfach mein eigenes Erleben? Egal, jedenfalls beginnt man sofort damit, sich Anhaltspunkte zu merken, Anker zu sichern und sich damit ein Gerüst, eine Navigationshilfe zu bauen.
Es ist wie das Knochengerüst der Stadt – und mit der Zeit beginnt sich da auch Fleisch zu bilden. Die Kneipe in jener Ecke, wo ich eine Tasse Kaffee trank und der alten Frau zusah, dieses ist eine jener Stellen des Stadtskelettes die schon ein wenig Fleisch ansetzte, das die Sache lebendig werden lässt. Oder unten am Hafen, wo ich in jener noblen Gaststätte bemerkte, dass das abgehoben-unfreundliche Personal auf der ganzen Welt dasselbe ist.
Wo ich durch intellektuelle Konstruktion meiner Anker das Stadtskelett bilde, kann dieses aber nur durch erlebte Ereignisse mit Fleisch, mit Leben vervollständigt werden. Sowohl Orte wie auch Ereignisse bleiben uns ja erst durch gefühlsmässige Intensität in Erinnerung.
Lässt sich vielleicht gleich aufs ganze Leben ausweiten. Wir haben Ziele, Sprungpunkte, die die Richtungen unserer Wege vorgeben und die logische Struktur unserer bereits gegangenen Wege bilden. Aber erst die gefühlten Ereignisse in unserem Leben geben diesen Punkten auf der Landkarte unserer Biografie Geschmack.
Das Fühlen ist das, was alles was wir tun und erleben adelt.
Barlok // Hamburg 19. September 2011
Freitag, 2. September 2011
Tanzende Lichter
Tanzende Lichter
sternengeboren
-verloren in
sehnsuchtsvollem Staunen
Atemhauch des Lebens
in nach Liebe duftenden
Haaren - reglos der Mond
über dem Berge hängt
über dem Berge hängt
Tannen atmen dunkles Grün
Reh duckt sich vor
des Raubtieres Blick
An der Felswand
der Wind die Wasser zerstäubt
und die Nacht atmet Moos
und Blätterduft
Ferne die Gletscher liegen
und hier die Wärme
von Haut auf Haut
jetzt und immer fort ...
Bär 1999
Donnerstag, 28. Juli 2011
Blattschuss
Tisch steht neben Tisch
Stuhl hockt neben Stuhl
auf der Theke rülpst
die Kaffeemaschine
trunken von braunen Kaffeebohnen.
Durch Stimmengewirr schwebt
ein Traum über die Tische wie Rauch,
schneidet sich an einer Bierkarte
und gleitet aufwärts und weiter ...
sinkt herab auf schwarze Frauenhaare,
reingelt sich an einem samtenen Ohr vorbei,
gleitet leicht herab über einen Schulterbogen,
empor über ungeschminkte Lippen
und verharrt vor rehbraunen Augen.
Ich atme endlich ein und der Traum
zuckt vor, schiesst quer durch den Raum
und mitten in mein Herz - Blattschuss!
Schwarze Haare, samtenes Ohr und Rehaugen
eingebrannt in meinem Herzen und
der Traum sinkt mir in den Bauch,
wärmt und kribbelt.
So sitze ich da - sehnend Äonen lang
und starre leere Tische an und kalte Stühle.
Der Traum ist weg und ich habs nicht bemerkt
...gegangen mit ihr.
Mit leerem Blick gehe auch ich nach Hause
wo das auch sein mag...
Baer / 1997
Montag, 18. Juli 2011
Drachenblut
FEUERHAUCH UND DRACHENBLUT
SCHUPPENTIER MIT JAHRTAUSENDALTEM GEIST
GEWAPPNET GEGEN ALLE GEFAHREN
HÜTER GROSSER FELSEN HÖHLEN
DIE ERDE BELEBEND UND
DIE WINDE ZERZAUSEND
GROSSER FREUND UND FURCHTBARER FEIND
SAGENGEWORDEN DURCH ANGSTGEBORENE
GESCHICHTEN KLEINER MENSCHEN
IST AUFERSTANDEN AUS NUKLEARER ASCHE
FEIND VON NEID UND MISSGUNST
BRINGT UNS NEUE HARTE LEKTIONEN
Bär 1998
Clown
Du kleiner Meister der Heiterkeit
spielst auf der Menschen Gefühlen
Musik im Herzen - geboren aus Sehnsucht
nach den Sternen, die sich spiegeln
in deinen verborgenen Tränen
Lachen statt Weinen - Weinen zu Lachen.
Spiel mit Regenbogenfaltern
auf den Saiten des Lebens.
1998/Bär
Montag, 28. Februar 2011
Ein Augenblick im schamanischen Morgen der Menschheit
Wani Matuka pilgert durch Dampfsuppe über trändendes Gras aufwärts - seiner Höhle zu. Der schwarze Schlund wird zum Eingang und rückblickend zu gleissender Verheissung. Steine sitzen in äonenaltem Schweigen am Boden, von Felsrippen behütet.
Wani Matuka erfühlt den Raum mit seinem Horchen - sie schlafen. Die Quelle plaudert mit der Pfütze und ab und zu äussert sich der Tropfstein dazu. Hautflügel hängt am Felsen und träumt von Sternen. Ganz hinten regt sich zwischen Kristalladern N'Dargok, sträubt sein Fell und streckt alle fünf Krallen einer Pranke. Wani Matuka legt seine Trommel zu Miwi, welche ihren P'toch behütet.
N'Dargoks Gedanken rollen durch die Höhlenwände wie Schiefer auf Granit: "F'takomi jenoch grrrok - daar m'butku sarkop lahar..."."Filgar-Distok" erwiedert Wani Matuka, "degar sal nort'k kanum dohor!"
Erstz vor einigen Monden hat der Hüterstein Filgar-Distok ausgemacht. Bald werden sie kommen und Wani Matuka vertreiben oder mitnehmen. Miwi werden sie nicht bemerken und N'Dargok hat schon grössere Angriffe überdauert. Doch Wani Matuka ist nicht mehr wie das alte Volk. Ihn werden sie greifen und in ihren geruchlosen eckigen Höhlen mit den vielen Zauberwaffen untersuchen.
Dies hat die alte Warolma vorausgesehen. Wani Matuka möchte lieber bleiben bis die Neman p'tuko kommen. Sie werden nach den Filgar-Distok kommen und sie werden anders sein. Sie werden die alte Warolma, den riesigen N'Dargok und Miwi erkennen und auf freundliche Weise mit ihnen zu sprechen versuchen.
Dann wird eine neue Zeit anbrechen, es wird fast wieder so werden wie beim alten Volk.
"Brruka - ti'hlaesco frrmakol tlig" rollt N'Dargok und Wani Matuka entgegnet traurig: "Jelo ptuka mago". Von der Verheissung her strahlt ein Stern herein und nur die Quelle plaudert leise weiter in die ungezählten Nächte.
Bär // 1998
Mittwoch, 9. Februar 2011
Anti-Raucherei ––– Gedanken in Davos
An der Reception wird verkündet, man sei rauchfrei.
Auf die Frage, ob denn nicht ein Fumoir oder wenigstens eine Raucherecke: Rauchfrei !
Und so gehts in der ganzen Stadt. Die Aschenbecherindustrie wird pleite gehen. Die Anti-Raucher-Kampagne hat also Wirkung gezeigt, niemand hat aufbegehrt und tatsächlich sieht man weniger Raucher. Dass sich der Mensch so schnell und leicht zur Gesundheit überreden liess - erstaunlich.
Und der klägliche Rest von ungläubigen Renegaten raucht noch weiter, draussen vor der Türe, in der Kälte Nacken und Ellenbogen eingezogen. Tapfer sind sie und durch die Rauchfrei-Kampagne mit deutlich mehr schlechtem Gewissen, welches sie schliesslich krank werden und die Antiraucher triumphieren lässt.
Die Geissel ist besiegt, Rauch hat ausgespielt und das Feuer wird nun rein künstlich erzeugt, durch Kernspaltung, völlig frei von krebserregenden Schadstoffen.
Zur völligen Volksgesundheit blieben nun noch Fressen, Saufen und
Medikamentenmissbrauch als Ziele für weitere Inquisitionsfeldzüge.
Und wenn wir keine Pillen mehr schlucken, die nicht von der ärztlichen Hoheitlichkeit verschrieben sind.
Und wenn wir nur noch Wasser und alkoholfreien Wein trinken und nur noch die zur gesundheitlichen Absicherung unter streng kontrollierten Bedingungen künstlich hergestellten Lebensmittel in den genau vorgeschriebenen Mengen essen.
Dann wird man sich fragen, weshalb die Menschheit überhaupt nicht gesünder ist als seit jeher.
Dann wird es Stimmen geben die sagen, der Irrtum hätte schon damals bei der Anti-Raucherei begonnen. Dass die eigentlichen Krankheitsursachen immer nichtphysischer Art wären. Das schlechte Gewissen, die Aengste und die Gründe, welche Menschen in Süchte - egal welcher Art - treiben.
Und vielleicht macht der Mensch dann irgendwann doch einmal den Sprung und wird erwachsen, so dass die mentale und ethische Intelligenz wenigstens ansatzweise den Stand der intellektuellen und technischen Intelligenz erreichen wird.
21. Juli 2008
Dienstag, 8. Februar 2011
Lichtblüte
Die Augen des kleinen Clowns schillern im Lichte des Gelächters. Doch tief, sehr tief vergraben in diesen Augen liegt eine Träne verborgen - eine Träne aus tausend Verletzungen und ertränktem Schmerz.
Das Lachen der Leute legt Blumendecke um Blumendecke auf diese alten Schatten.
Oh- du kleiner, grosser Clown - lass doch all diese farbigen Falter los und tauche hinab in den alten dunklen Grund - wage dich in den Schlamm deiner Schmerzen und lass dich verwandeln in diese weisse Lichtblüte, die aufsteigt und hell erstrahlt auf dem Teich des Lebens.
Bär
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jo Freunde, ich war lange nich mehr hier. Hoffe jedoch, dass ich nun wieder zuweilen was schreiben kann.
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