Sonntag, 3. November 2013
Lebenswasser
Im nahen Walde beim reinen Quell holt er das Wasser
während auf dem Speicher die Körner im leichten Rauch trocknen
Den Maische Bottich rührt er um
und macht nun Feuer unter den Brennblasen
nur das Feuer und das Blubbern ist in der Stille des Raumes zu hören
und langsam schlagen die ersten Tropfen ab
der Geist einer neuen Ernte tropft herab
und wird mit dem Quell wiedervereinigt um im Fass zu reifen
und während draussen Jahre vergehen
während Reiche entstehen und vergehen
währen Menschen sterben und geboren werden
unbekümmert von all dem Schmerz und all der Freude
reift das Lebenswasser heran
bis es gezapft wird
nach langer Zeit fliesst es golden vom Hahn
das neue uisge beatha
das neue Lebenswasser für den Stamm
um den Schmerz zu vertreiben und Freude zu bringen
nun denn - Slàinte
Bär
Donnerstag, 19. September 2013
ABSCHIED
U wes zum letschte Abschiid giit
möchts sy zur Abestund
we d Suna a dä Bärge stiit
we ds Alpeglüje chunnt,
de möcht ig no i d Höji ga
no zletschte Mal am Bärgsee na,
gäg d Blüemlisalp zur höje Flue
u de vo dert em Himel zue.
ein Poem von Maria Lauber in Frutigländer Mundart (wer's versteht)
Donnerstag, 11. Juli 2013
Sehnsucht und Schöpferkraft
Eine Definition von Sehnsucht
Die Sehnsucht, dieses Ziehen ganz tief in uns das durch all unsere Ebenen geht - ich denke, dieses Ziehen ist letztlich gefühlte Schöpferkraft.
Warum?
Ich sehe es so, dass sich alles was ist im Kreise bewegt. Das göttliche Urwerk des Kosmos bestehend aus lauter Rädern, alles dreht sich im Kreise.
Aber niemals findet sich etwas wiederum an seinem Ausgangspunkt ... weil es eben nicht bloss Kreise sind. Hier greift die Schöpferkraft und zieht die Kreisbewegungen in Spiralform. Somit entstehen die Spiralen, nach denen auch die DNA des Lebens gebildet ist.
Diese Schöpferkraft ist nun wohl das Ziehen der Sehnsucht, das wir spüren. Denn letztlich ist es das was uns hindert, am Ort stehen zu bleiben, das was uns bewegt immer weiterzugehen ... sogar, wenn es nicht mehr weiterzugehen scheint.
Gawunaya_paté
Bär
Mittwoch, 3. Juli 2013
Der Meister des Holzes
Der Baum spricht zu ihm
durch das Holze noch spricht er
und der Meister versteht des Baumwesens Raunen
mit sanfter Hand und doch kraftvoll
schneidet er Span um Span hinweg
dringt langsam vor zum Kern der Form
auf eine heilige Weise
im Einklang mit dem Wesen im Holze
schöpft er aus des Baumes ehemaliger Stütze
nun ein Sitzmöbel für die Menschen
dem Baumwesen zu Ehren
und dem Menschen zur Stütze nun
Während draussen am Fenster
Baumgeschwister mit Ästen winken
fügt der Meister Stück für Stück
auf kunstvolle Weise zusammen
mit seinen starken Händen
die doch auf eine seltsame Weise weich sind
salbt er den fertigen Stuhl
mit dem Wachse der Biene
als eine letzte Ölung und eine erste Taufe
für sein neues Leben
im Dienste des Dorfes nun
In dankbarer Demut legt er nun
sein Werkzeug beiseite und
tritt hinaus in den Wald
um den Bäumen ein Dank zu bringen
für ihre Gabe
der Meister des Holzes
im Märzen 2012 in Celdwin vom Tischlermeister Barlok
Mittwoch, 12. Juni 2013
Die Wolfsfrau
Grün leuchten des grauen Wolfes Augen
in den Nachtwald hinaus
drinnen in der Höhle Dunkel
die Schamanin sitz am kleinen Feuer
Verse murmelnd und seltsame Lieder summend
zum leise kraftvollen Schlag ihrer Trommel
Hinter ihren Augenliedern
schwingt sich ihre Seele hoch und hinaus
in die Höhen und Tiefen der Anderswelt
schnelles Traben ihrer Pfoten
führt sie ihrem Ziele zu
Die Alten sind es, die sie sucht
um Gewissheit zu erlangen
durch der Ahnen Weisheit
während in ihrer dunklen Höhle
ihr Körper sich wiegt zur Trommel
und der grosse Wolf draussen sie bewachet
so geschieht hier hinter des Trommelklanges Stille
das mächtige Ritual
um dem Stamme Hilfe zu holen
um Kunde zu bringen aus der anderen Welt
wie es schon seit alters her Brauch war
und wiederum werden durch der Wolfsfrau
kraftvoll Ritual
die Welten verbunden
um den Lebensfaden zu erhalten
und dem Stamme zu dienen
Schönheit auf deinen Wegen
oh Wolfsfrau und dank der Lebenden
Barlok
WASSER UND EIS
Das Spiel von Sonnenstrahlen in einem Eiszapfen bringt mir folgende Bilder:
Eiszapfen, entstanden durch das Spiel von Wärme und Kälte.
Die Kälte selber kann keine Eiszapfen bilden, dazu braucht sie die Wärme,
die ihr das Material Wasser liefert.
Wasser ist ein Kind der Wärme, wo Eis jenes der Kälte ist.
Auch die unterschiedliche Zeitqualität dieser beiden Kinder,
die ja eigentlich eines sind, ist interessant.
Wasser ist lebendig und schnell, immer in Bewegung.
Sogar wenn es im Teich ruht, scheint noch Bewegung in seinen Spiegelungen zu sein.
Dagegen ist seine Schwesterform, das Eis mit einer völlig anderen Zeitqualität gesegnet.
Es bewegt sich auch, jedoch ungeheuer langsam.
Noch mehr Qualitäten: Jene des Wassers ist die Wandlung,
das Hervor- und Herumtreiben, das Nähren von Leben.
Die Qualität des Eises jedoch ist jene der Bewahrung,
eine Qualität der Entschleunigung.
Eis vernichtet nicht das Leben, es verlangsamt es bloss.
Und so bilden diese beiden Schwester-Elemente
das Gleichgewicht zwischen Leben und Bewahren
Wundervoll.
Barlok
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